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    Pestizide in unserer Atemluft
    die wichtigsten Fakten

    Wie kommen Pestizide in die Luft?

    Pestizide gehören auf den Acker und sollen dort die Pflanzen schützen. Allerdings bleiben nicht alle giftigen Spritzmittel dort, wo sie hingelangen sollen. Ein Teil der Pestizide wird während dem Ausbringen der Schädlingsbekämpfungsmittel von einem Windhauch erfasst und von der Luft weitergetragen. Ein anderer Teil verbindet sich mit Staubpartikeln und wird später vom Wind ergriffen und dann über weite Strecken getragen. Abdrift ist der Fachbegriff dafür. Von dort gelangen sie zu Pflanzen, Tieren und uns Menschen, die nie das Ziel waren. Die chemischen Stoffe gelangen so auch in unsere Lungen. Dadurch könnten Pestizide in der Luft auch unsere Gesundheit belasten.

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    Wer untersucht Pestizide in der Luft?

    Staatliche Stellen haben die Belastung durch Pestizide in der Luft bisher nicht systematisch untersucht. Im Jahr 2019 und 2020 gab es daher eine private Initiative, die eine Studie dazu in Auftrag gegeben hat. Diese gibt nun einen ersten Überblick dazu gibt, wo in Deutschland wie viele verschiedene Pestizide in der Luft zu finden sind.  Es wurde das erste Mal an über 160 Orten Deutschlands Proben gesammelt und ausgewertet.

    “Die Ergebnisse sind besorgniserregend.” so Bundesumweltministerin Svenja Schulze (29.09.2020)

    Was sind die wichtigsten Ergebnisse der TIEM-Pestizid-Studie von 2020?

    An 163 Standorten wurden Proben genommen.

    • Es wurden 124 verschiedene Pestizidwirkstoffe sowie 14 Abbauprodukte von Pestiziden nachgewiesen.
    • An rund drei Viertel aller Standorte wurden jeweils mindestens fünf und bis zu 34 Pestizidwirkstoffe sowie -abbauprodukte gefunden.
    • Auch an Standorten, die weit entfernt von potenziellen Einsatzorten waren, konnten mehrere Pestizidwirkstoffe nachgewiesen werden.
    • Selbst im Naturschutzgebiet und in Städten wurden Pestizide gefunden.
    • 30 Prozent der nachgewiesenen Pestizidwirkstoffe waren in Deutschland zum Messzeitpunkt nicht mehr oder noch nie zugelassen.

    Experten-Antworten

    Hier werden unter anderem die folgenden Fragen beantwortet:

    • Gibt es Pestizide in der Luft?
    • Sind Pestizide in der Luft gefährlich für die Gesundheit?
    • Sind Pestizide notwendig, um die Ernte zu sichern?
    • Was ist die Kritik an den Pestizid-Zahlen der Bundesregierung?
    • Bleiben Pestizide, wo sie eingesetzt werden?
    • All
    • Pestizide
    • Pestizide in der Luft
    • Pestizide und Gesundheit
    All
    • All
    • Pestizide
    • Pestizide in der Luft
    • Pestizide und Gesundheit
    Landschaft

    Bio-Bauern spritzen nachts heimlich?

    Bio-Bauern spritzen nicht heimlich nachts Pestizide.
    Sie bringen Präparate aus.

    Pestizide in der Luft

    Bleiben Pestizide wo sie eingesetzt werden?

    Nein. Die TIEM-Pestizid-Studie hat ergeben, dass das nicht der Fall ist. Ackergifte sind überall und wir atmen sie ein, selbst in Naturschutzgebieten.

    Gibt es 2021 Gefahr durch Pestizide in der Luft?

    Die einfache Antwort lautet: Ja!
    Ob die Menge toxische Wirkung hat, ist noch ungeklärt. Allerdings ist es besorgniserregend, dass es sich nicht nur um ein Pestizid handelt, sondern, dass es ganz verschiedene Schädlingsbekämpfungsmittel, die sich über die Luft verteilen und von denen man nicht weiß welche Wirkung sie im Zusammenspiel haben.

    Pestizide und Luft

    Gibt es Pestizide in der Luft?​

    Lange dachte man, dass Pestizide auf dem Acker bleiben. Doch dem ist nicht so. Giftige Schädlingsbekämpfungsmittel sind in der Luft nachweisbar. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2020 belegt, dass Pestizide überall in der Bundesrepublik zu finden sind. Aber nicht nur das. Auch schon längst verbotene Pestizidwirkstoffe sind in der Luft auffindbar.

    Gibt es verbotene Pestizide in der Luft?​

    30% der in der TIEM-Pestizid-Studie von 2020 gefundenen Pestizide sind nicht mehr erlaubt oder waren es noch nie. Woher diese kommen kann die Studie zur Belastung der Luft mit Pestiziden nicht belegen. Es zeigt, aber, dass verboten nicht bedeutet, dass die Wirkstoffe sofort aus unserer Umwelt und auch nicht aus unserer Atemluft verschwinden.

    Mais Monokultur

    Haben Pestizide Folgen für die Natur?

    Pestizide zerstören die Umwelt, reduzieren die Artenvielfalt auf den landwirtschaftlichen Flächen und in den Böden. Dadurch sind Tiere und Pflanzen sowie ganze Lebensräume vom Aussterben bedroht oder unwiderbringlich verloren gegangen und Böden haben Nährstoffen verloren. Das Problem besteht weltweit.

    Ist Bio teurer

    Sind Lebensmittel ohne Pestizideinsatz teurer?

    Wer in den Supermarkt einkauft, hat den Eindruck, dass Bio teurer ist. Dabei ist aber zwischen dem zu unterscheiden, was der Kunde an der Kasse zahlt und dem was die gesellschaftlichen Kosten für die Produkte sind.
    Die konventionelle Landwirtschaft ist für eine Vielzahl von Umweltbelastungen verantwortlich, die unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft und unsere Umwelt nachhaltig belasten.
    Für die Gesellschaft ist die biologische Landwirtschaft günstiger als konventionell hergestellte Lebensmittel.

    Frau untersucht ob Pestizide in der Luft gefährlich

    Sind Pestizide in der Luft gefährlich für die Gesundheit?

    Pestizide werden entwickelt, um Pflanzen, Insekten oder Pilze zu töten. Aufgrund dieser Eigenschaft sind sie auch für den Menschen, giftig. Diese Giftigkeit kann graduell unterschiedlich sein, abhängig davon, über welchen Weg das Schädlingsbekämpfungsmittel in den Körper gelangt. Die mögliche Schädigung der Gesundheit ist aber grundsätzlich die gleiche, egal ob über die Nahrung oder die Luft aufgenommen. Pestizide in der Luft stellen eine zusätzliche Belastung dar, was bei der Risikoabschätzung nur ungenügende Beachtung findet.

    Sind Pestizide notwendig?

    Sind Pestizide notwendig um die Ernte zu sichern?

    Die Pestizidhersteller empfehlen eine präventive Anwendung, um ertragreiche Ernten zu garantieren. Was unsere Böden aber robust und widerstandsfähig macht und hält, ist die Biodiversität, also die Vielfalt des Lebens. Diese entsteht durch Symbiosen von Pflanzen und Pilzen, welche im Wurzelraum siedeln oder durch Beikräuter, die verrotten und zu nährstoffreichem Hummus werden. In Dürrejahren sorgt dies in der Bio-Landwirtschaft nachweislich für eine 31% ertragreichere Ernte. Werden Erntepflanzen aber durch den Einsatz von Pestiziden bevorzugt, schadet dies im Umkehrschluss der Biodiversität und somit der langfristigen Sicherstellung der Ernte selbst.

    Dr. Maren Kruse-Plaß - Promovierte Biologin

    Was ist ein Passivsammler

    Ein Passivsammler nimmt Schadstoffe ohne Stromzufuhr direkt aus der Luft auf. Solche Sammler können deshalb überall eingesetzt werden und haben einen geringen Wartungsaufwand.

    gegen Pestizide in der Luft

    Was kann ich gegen Pestizide in der Luft tun?

    Pestizide in der Luft sind Folge einer intensiven konventionellen Landwirtschaft. Neben politischen Entscheidungen für die Rahmenfaktoren, ist der Kunde der entscheidende Faktor, um den Pestizideinsatz zu reduzieren. Denn wenn mehr Lebensmittel ohne Pestizideinsatz nachgefragt werden, sinkt auch die Pestizidbelastung in der Luft.

    Wer ist das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft?

    Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft ist ein Zusammenschluss aus Bio-Unternehmen und Zivilgesellschaft, die gemeinsam Forschung initiieren. Forschung, die sonst nicht gemacht wird und die für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen elementar ist.

    Chemische Untersuchungen

    Wer misst Pestizide in der Luft?

    Pestizide verteilen sich in der Atemluft – ein Monitoring von staatlicher Seite fehlt bisher. Studien aus dem privaten Bereich zeigen eine hohe Anzahl an giftigen Schädlingsbekämpfungsmitteln, die sich durch die Luft verteilen.

    Test von Lebensmitteln auf Pestizdrückstände

    Wie funktioniert die Analyse von Lebensmitteln auf Pestizidrückstände?

    Um Pestizidbelastungen bei Lebensmitteln zu testen, werden repräsentative Probenmengen durch qualifiziertes Fachpersonal entnommen und anschließdend durch zertifizierte Labore analysiert. Bestimmte Schwellenwerte dürfen hierbei nicht überschritten werden.

    Wie helfen Filtermatten Pestizide in der Luft zu messen?

    Filtermatten stammen aus Be- und Entlüftungsanlagen und können auch zur Untersuchung von Schadstoffen in der Luft verwendet werden.

    Wie kann man Pestizide besteuern?​

    Steuerern sind nicht nur Einnahme für den Staat. Mit Steuern kann man Verhalten steuern. Wenn die Nutzung von Pestiziden einer dynamischen Besteuerung unterliegen würde, könnten erhebliche Mengen an giftigen Schädlingsbekämpfungsmitteln eingespart werden, die nie auf den Äckern landen.

    Honig ohne Pestizide

    Wie kommen Pestizidrückstände in den Honig?

    Bienen sammeln die Rohstoffe für die Produktion von Honig in der Natur. Auch andere Substanzen, welche für die Versorgung des Bienenvolkes notwendig sind, werden eingetragen. Pestizidrückstände im Flugkreis können durch diese Sammelaktivität in den Bienenstock gelangen und dort zu Rückständen im Honig führen.

    Einsatz von Pestiziden Deutschland

    Wie viele Pestizide werden eingesetzt in Deutschland?

    Zwischen 1995 und 2005 lag die Menge verkaufter Pestizide in Deutschland bei ca. 30.000 t Wirkstoff pro Jahr (ohne inerte Gase). Seit 2006 bis 2018 liegt der jährliche Absatz bei etwa 30.000 bis 35.000 t Wirkstoff. Herbizide, also Unkrautbekämpfungsmittel, haben mit 49,2 % den mengenmäßig größten Anteil der verkauften Pestizide, gefolgt von Fungiziden.

    Wie viele Pestizide wurden 2019 eingesetzt?​​

    Die Nutzung von Pestiziden ist insgesamt zurückgegangen. Im Vergleich der letzten Jahre war es der niedrigste Stand seit 20 Jahren. Agrarministerin Julia Klöckner hat am 12.08.2020 mitgeteilt, dass die verkaufte Menge von Unkraut- und Schädlingsvernichtern im Vergleich zu 2018 um 6,7 Prozent gesunken ist. Laut Industrieverband Agrar (IVA) wurden 2020 insgesamt rund 27.000 Tonnen Pestizide abgesetzt.
    Der Rückgang ist vor allem auf den Rückgang von Herbiziden (Unkrautvernichtungsmitteln) um 6,5 % und Fungiziden (Mittel gegen Pilzbefall) um 10% zurückzuführen.
    Bei Glyphosat betrug der Rückgang im Vorjahresvergleich sogar 11,3 Prozent.

    Bio-Produkte nicht gespritzt

    Wird bei Bio gespritzt?

    Im Bio- bzw. Ökolandbau sind chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen. Der Pflanzenschutz erfolgt dort im wesentlichen durch den Aufbau gesunder Böden, die Auswahl widerstandsfähiger Sorten und Saaten, vielfältige Fruchtfolge und die Förderung von Nützlingen. Spritzmittel dürfen nur bei drohendem Ernteverlust eingesetzt werden und sind im wesentlichen auf leicht und rückstandslos abbaubare, natürliche Stoffe begrenzt.

    Regionale Messergebnisse
    von Pestiziden in der Luft

    Wie viele verschiedene Pestizidwirkstoffe lassen sich in den jeweiligen Städten und Regionen in Deutschland nachweisen? Hier werden einige Beispiele aufgeführt, welche Pestizide, wo in Deutschland gefunden wurden.

    • All
    • Pestizide in der Stadt
    • Pestizide in Region
    All
    • All
    • Pestizide in der Stadt
    • Pestizide in Region
    Bamberg Fachwerk

    Wie viele Pestizide sind in Bamberg zu finden?

    Landshut

    Wie viele Pestizide wurden in Landshut in der Luft gefunden?

    Pestizide am Starnberger See

    Sind am Starnberger See Pestizide in der Luft nachweisbar?

    Pestizide in der Luft in der Oberpfalz

    Sind in der Oberpfalz Pestizide in der Luft nachweisbar?

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    Weitere Fragen zu Pestiziden in der Luft:

    Wo findet man überall Rückstände von Pestiziden?

    Bekannt war bisher, dass Pestizid-Rückstände sich in unserer Nahrung, in unserer Kleidung und sogar in Hygieneprodukten befinden. Doch atmen wir Pestizide auch ein? Behörden untersuchen dies nicht. Die TIEM-Pestizid-Studie belegt, dass sich Pestizidwirkstoffe überall in der Luft nachweisen lassen. Ob auf dem Land, in der Stadt oder selbst in Nationalparks.

    Wird das Risiko durch Pestizide in der Luft unterschätzt?​

    Seit Langem wird über die Belastung von Böden, Gewässern und Nahrungsmitteln durch Pestizide diskutiert. Doch der Frage, ob wir über unsere Atemluft Schädlingsbekämpfungsmitteln ausgesetzt sind und dies eventuell unsere Gesundheit schädigt oder unser gesamtes Ökosystem durch giftige Spritzmittel durch eine ständige nachweisbare Pestizidbelastung geschädigt wird, wurde bisher nur unzureichend nachgegangen.

    Was ist die größte Gefahr durch Pestizide in der Luft?

    Die TIEM-Pestizid-Studie zeigt, dass wir alle täglich einen unberechenbaren Chemie-Cocktail einatmen.

    «Das Zulassungssystem der EU ignoriert diesen sogenannten Cocktaileffekt, durch den eine Kombination verschiedener Substanzen gefährlicher sein kann als der jeweilige Einzelwirkstoff», so kritisiert Bär vom Umweltinstitut München e.V..

    Im Vergleich zu den einzelnen Wirkstoffen besteht im Gesamtbild eine erheblich höhere und über das Jahr andauernde Belastung, deren Folgen wir derzeit nicht abschätzen können, da es schlicht zu wenig Untersuchungen dazu gibt.

    Verkürzt gesagt: 3 mal 3 ist 9 und nicht 6.

    Lothar Aicher vom Schweizerischen Zentrum für Angewandte Humantoxikologie in Basel bestätigt, dass einige Studien belegen, dass Wirkungsmechanismen von Pflanzenschutzmitteln sich nicht nur aufsummieren, sondern gegenseitig verstärken können.

    Ein Beispiel für diesen sogenannten Cocktaileffekt ist das Insektengift Thiacloprid, das zu den Neonicotinoiden zählt. Wenn es mit bestimmten Fungiziden (Ergosterol-Biosynthese-Inhibitoren) kombiniert wird, ist es für Honigbienen um mehrere Dutzend Mal giftiger als alleine.

    Die Zusammensetzung des Pestizid-Cockatails ist oft verschieden und bisher gibt es zu wenige Untersuchungen, um verlässlich sagen zu können, was die jeweiligen Wirkungen sind. Und zudem wissen wir nicht, ab welcher Partikelgröße der Pestizide die Aufnahme der Pestizide über die Lunge gehemmt oder erschwert wird.

    Gibt es Beispiele in denen Pestizide über die Luft verbreitet wurden und zu Schäden geführt haben?​

    Ein Fall z.B. führte 2008 im Rheinland zum Tod von Millionen Bienen und tausenden Bienenvölkern: Das Insektengift Clothianidin von Bayer wurde durch den Wind auf benachbarte Felder verfrachtet und tötete dort massenweise Bienen und andere Bestäuber.

    Es ist also bekannt, dass Windabtrieb von Schädlingsbekämpfungsmitteln schwere Schäden in der Umwelt anrichten können.

    Wer war der Auftraggeber der TIEM-Pestizid-Studie?

    Auftraggeber der TIEM-Pestizidstudie waren gemeinsam das Umweltinstitut München e.V. und das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft.

    Wie wurde die TIEM-Pestizid-Studie von 2020 durchgeführt?

    In Südtirol hat die konventionelle Landwirtschaft in den letzten Jahren immer wieder auf Kritik reagiert und eine Lösung des Problems durch technische Maßnahmen versprochen. Pestizide sind dennoch über die Luft auf andere Felder und in die Atemluft gelangt. Die technischen Maßnahmen reichen nicht aus, um Abdrift zu verhindern.

    Wie wurde die Pestizid-Vinschgau-Studie von 2018 durchgeführt?

    Bei der Vinschgau-Studie wurde über eine Dauer von sieben Monate an vier Standorten insgesamt acht Passivsammler aufgestellt. Ehrenamtliche Helfer haben das Sammelmedium alle drei Wochen gewechselt und zur Analyse an ein Labor geschickt. Dadurch sind Ergebnisse miteinander vergleichbar und liefern einen Zeitablauf der Belastung. Von 29 verschiedenen Pestizidwirkstoffen, nach denen gesucht wurde, konnten 20 in den Sammelmedien nachgewiesen werden.​

    Was ist das Ergebnis der Vinschgau-Studie?

    Es gibt im Vinschgau von Mitte März bis Ende August eine Dauerbelastung durch Pestizide.
    Einige der Gifte werden kilometerweit durch die Luft getragen. Gesundheitsschädliche Mittel, die Krebs und Allergien auslösen können oder die Fruchtbarkeit schädigen wurden auch innerhalb von Ortschaften gefunden.
    Es befinden sich immer unterschiedliche Mittel gleichzeitig in der Luft, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen können.

    Was war das aufsehenerregende bei der Vinschgau-Studie?

    An vielen Standorten fand man Fluazinam, Captan, Phosmet, Chlorpyrifos-methyl, Dithianon und Imidacloprid. Imidacloprid gilt als extrem giftig für Bienen und andere Insek­ten, weshalb es seit 2019 nur noch in Gewächshäusern verwendet werden darf. Schon vier Nanogramm können eine Biete töten. Sechs weitere Wirkstoffe wurden bei der Vinschgau-Studie fast überall nachgewiesen, darunter Thiacloprid. Dieses Insektengift steht un­ter besonderer Beobachtung durch die EU-Kommission, weil es das menschliche Hormonsystem beeinflusst.

    Was ist das wichtigste Ergebnis der Vinschgau-Studie?

    Die Studie belegt, dass es nicht gut um unsere Luftqualität steht: An allen Standorten wurde eine Pestizid-Belastung nachgewiesen. Insgesamt 106 Substanzen in unterschiedlichen Kombinationen fanden die ForscherInnen. Neben derzeit häufig eingesetzten Ackergiften wie Glyphosat oder Pendimethalin finden sich auch Rückstände des seit Jahrzehnten verbotenen DDT in der Luft.

    Was ist die Kritik an der TIEM-Pestizid-Studie?

    Die Kritik bezieht sich auf die Menge der gefundenen einzelnen Pestizide. Diese sei in den meisten Fällen weit unter dem Grenzwert. Die Kritik kommt vor allem von Seiten der Chemischen Industrie und ihren Vertretern.

    Die wichtigsten Fakten

    • In fast allen Proben wurden Rückstände von mehreren Pestiziden gefunden. Es ist dabei egal, ob sich ein Standort auf dem Land, im Nationalpark oder in der Stadt befand.
    • Das europäische Zulassungsverfahren bewertet Einzelstoffe in einem wissenschaftlich einfach zu fassenden Rahmen. Dadurch wird aber der sogenannte Cocktaileffekt und die Dauerbelastung durch Pestizide ausgeblendet. Das ist unrealistisch, denn de facto sind Mensch und Umwelt einer Vielzahl von Schadstoffen aus unterschiedlichen Quellen zugleich ausgesetzt und diese verschiedenen Faktoren wirken zusammen.
    • Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) geht davon aus, dass viele der gefundenen Pestizide nach der Anwendung allenfalls in vernachlässigbaren Mengen in die Luft übergehen und in der Atmosphäre unter dem Einfluss von Sonnenlicht schnell zerfallen. Dass dem nicht so ist, kann die neueste Studie von 2020 belegen.
    • Weder in Deutschland, noch in Italien oder Österreich gibt es staatliche Programme zur systematischen Messung von Pestizid-Wirkstoffen in der Luft. Daher gibt es auch keine offiziellen Daten zu Pestiziden in der Luft.
    • In Südtirol hat die konventionelle Landwirtschaft in den letzten Jahren immer wieder auf Kritik reagiert und eine Lösung des Problems durch technische Maßnahmen versprochen. Pestizide sind dennoch über die Luft auf andere Felder und in die Atemluft gelangt. Die technischen Maßnahmen reichen nicht aus, um Abdrift zu verhindern.

    Meinung vom Experten

    Dr. Niels Kohlschütter

    Es ist Zeit, das Problem von Pestiziden in der Luft systematisch anzugehen. Weder das europäische Zulassungsverfahren für Pestizide noch die Anweisungen für die fachliche Praxis haben es geschafft, uns und unsere Umwelt ausreichend zu schützen. Die Politik muss den Abtrieb von Pestiziden als einen weiteren wesentlichen Faktor erkennen und in die Zulassungsverfahren einfließen lassen. Zudem muss die Anwendungspraxis geändert werden, um Abtrieb von Pestiziden nicht nur für angrenzende Felder zu reduzieren, sondern zu verhindern, dass wir diese Pestizide einatmen müssen. Und um die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Pestiziden und unserer Gesundheit besser beurteilen zu können, braucht es weitere Untersuchungen, die dann auch vom Staat finanziert werden sollten und nicht auf privaten Schultern ruhen sollten.

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