Widerruf
Der Widerruf ist ein Recht, das durch die Europäische Union (EU) zum Schutz der Verbraucher eingeführt wurde. Dieses Recht ermöglicht es Käufern, sich nachträglich ohne Angabe von Gründen von einem Kaufvertrag zu lösen. Allerdings gilt dieses Recht nicht für alle Kaufverträge. Der weit verbreitete Irrglaube, dass man immer ein Widerrufsrecht hat, ist falsch, denn sowohl das deutsche als auch das internationale Kaufrecht legen großen Wert auf die Einhaltung von Verträgen. Das bedeutet, dass Vereinbarungen in der Regel verbindlich sind und man sich nur unter besonderen Umständen von seinen Verpflichtungen befreien kann.
Das Recht, einen Vertrag später zu widerrufen, ist daher eher die Ausnahme als die Regel. Das Widerrufsrecht für Verbraucher gehört zu diesen Ausnahmen. Verbraucher ist man immer dann, wenn man etwas als Privatperson kauft. Beispielsweise kann man beim Kauf eines neuen Handys im Internet innerhalb einer bestimmten Frist vom Vertrag zurücktreten. Falls noch keine Lieferung oder Zahlung stattgefunden hat, besteht keine Verpflichtung zur Erfüllung des Vertrages, und bereits geleistete Zahlungen müssen zurückerstattet werden. Wenn man also bereits das gekaufte Produkt erhalten oder bezahlt hat, muss man die Ware nach dem Widerruf zurückgeben, und der Verkäufer ist verpflichtet, den Kaufpreis zurückzuerstatten.
Wann kann man von einem Widerrufsrecht Gebrauch machen?
Das Widerrufsrecht ist nicht bei allen Kaufverträgen anwendbar. Es ist speziell für bestimmte Vertragsarten vorgesehen, wobei diese immer zwischen einem Verbraucher und einem Unternehmer abgeschlossen werden müssen. Wenn zwei Privatpersonen oder zwei Unternehmer einen Vertrag abschließen, gilt dieses Recht nicht. Auch zwischen einem Unternehmer und einem Verbraucher gibt es Einschränkungen. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) unterscheidet hauptsächlich zwei Vertragsarten, bei denen Verbraucher die Möglichkeit haben, den Vertrag zu widerrufen: den Fernabsatzvertrag und das Haustürgeschäft.
Ein Fernabsatzvertrag liegt vor, wenn Käufer und Verkäufer beim Vertragsabschluss nicht persönlich miteinander sprechen, sondern über Fernkommunikationsmittel wie Telefon, Fax, Kataloge oder das Internet kommunizieren. Der Käufer hat die Ware vor dem Kauf nicht gesehen, was dazu führen kann, dass die tatsächliche Ware von den Abbildungen in Katalogen oder Online-Angeboten abweicht. Das Widerrufsrecht gibt dem Käufer daher die Chance, das Produkt zu prüfen und sicherzustellen, dass es seinen Erwartungen entspricht, was Farbe, Größe oder Form angeht. Sollte dies nicht der Fall sein, kann der Käufer den Vertrag widerrufen, ohne einen speziellen Grund angeben zu müssen. Es gibt jedoch Ausnahmen: Artikel wie Tageszeitungen, verderbliche Lebensmittel oder individuell angefertigte Produkte können nicht widerrufen werden, da sie entweder schnell an Wert verlieren oder schwer wiederverkauft werden können.
Ein Haustürgeschäft bezieht sich auf Verträge, die zustande kommen, wenn der Verkäufer den Käufer überraschend und unerwartet in seinem privaten Umfeld oder an einem Ort anspricht, den der Käufer nicht als Verkaufsort erwartet hat. Diese Art von Kaufverträgen wird nicht in den Geschäftsräumen des Verkäufers abgeschlossen. Auch hier hat der Käufer das Recht, den Vertrag ohne Angabe von Gründen zu widerrufen.
Wann und wie muss der Widerruf ausgeübt werden?
Wenn ein Widerrufsrecht besteht, muss man dieses innerhalb von 14 Tagen nach Vertragsabschluss in Anspruch nehmen. Das bedeutet, dass man nicht unbegrenzt Zeit hat, sondern sich an diese kurze Frist halten muss. Besonders beim Online-Shopping oder beim Teleshopping bieten manche Verkäufer jedoch eine längere Überlegungsfrist an, zum Beispiel 30 Tage, obwohl gesetzlich nur 14 Tage vorgesehen sind.
Um von diesem Recht Gebrauch zu machen, muss der Widerruf klar und deutlich dem Verkäufer gegenüber erklärt werden. Das bedeutet, dass man dem Verkäufer mitteilen muss, dass man den Kaufvertrag rückgängig machen möchte. Viele Online-Shops stellen dafür spezielle Widerrufsformulare zur Verfügung. Das Gesetz verlangt jedoch keine bestimmte Form für die Widerrufserklärung. Es reicht aus, wenn der Widerruf per Brief, E-Mail oder sogar telefonisch übermittelt wird. Wichtig ist nur, dass die Erklärung innerhalb der 14-Tage-Frist beim Verkäufer eingeht.