Haben Pestizide Folgen für die Natur?

Erstellt am 19.01.2024 aktualisiert am 02.05.2024
Dr. Niels   Kohlschütter
Agarökonom Dr. Niels Kohlschütter
Fachkompetenz: Umweltwissenschaften

Pestizide zerstören Natur, Artenvielfalt und Böden

Pestizide zerstören die Umwelt, reduzieren die Artenvielfalt auf den landwirtschaftlichen Flächen und in den Böden. Dadurch sind Tiere und Pflanzen sowie ganze Lebensräume vom Aussterben bedroht oder unwiederbringlich verloren gegangen und Böden haben Nährstoffen verloren. Das Problem besteht weltweit.

Pestizide folgen für die Natur Maisfeld

Meine Meinung

Pestizide verursachen Artenrückgang und Störung des ökologischen Gleichgewicht. Die Lösung liegt längst auf der Hand: einfach den chemischen Pestizideinsatz durch natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel ersetzen und den Ökolandbau fördern. Das Thema hat mich schon früh berührt. Mit dem Gedanken die Welt (Artenvielfalt) zu retten, habe ich Biologie studiert und später meinen Berufsweg gewählt. Was mich wirklich frustriert ist, dass das Thema mit den erschreckenden Zahlen bereits seit Jahrzehnten bekannt ist, jedoch von den politisch Verantwortlichen ausgesessen wird. Dabei ist die Lösung für den Artenrückgang, Verlust der Artenvielfalt und Störung des ökologischen Gleichgewichts gar nicht so schwer – einfach den chemischen Pestizideinsatz durch natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel ersetzen und den Ökolandbau fördern. Denn im Biolandbau werden keine künstlichen Pestizide eingesetzt. Davon profitiert Natur, Grundwasser und Lebensmittelqualität. Denn die Artenvielfalt in der Umgebung ökologisch geführter Betriebe ist sechsmal höher als auf den Flächen der konventionell betriebenen Landwirtschaften.

Haben Pestizide Folgen für die Natur?

Welche Folgen hat der Pestizideinsatz für die Natur?

Pestizide sind Gifte, die eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten schädigen. Die Ackergifte können bei ihrer Wirkung nicht zwischen Schädlingen und Nützlingen unterscheiden. So muss bei der Anwendung von Pestiziden auch in Kauf genommen werden, dass Nützlinge vollständig mit abgetötet werden. Zusätzlich belasten Ackergifte das Grundwasser.

Produktivitätssteigerung durch Pestizide

Angewendet werden Pestizide auf dem Acker, im Park und im Garten. Die Nutzung auf den landwirtschaftlichen Flächen ist von besonderer Bedeutung, da knapp die Hälfte der Fläche (47 %) in Deutschland landwirtschaftlich genutzt wird. Mit der Produktivitätssteigerung ist immer mehr Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt worden. Wo 1950 noch ein Bauer 10 Menschen ernähren konnte, waren es 2016 schon 135 Personen, was ein deutlicher Produktivitätszuwachs ist. Haben Pestizide einen Produktivitätszuwachs bewirkt? Ja, aber…

Welche Folgen hat der Einsatz von Pestiziden?

Durch den Einsatz von Pestiziden werden verhängnisvolle Kettenreaktionen in Gang gesetzt. Wird zum Beispiel ein bestimmtes Insekt auf dem Acker radikal dezimiert, verschwindet es auch als Nahrungsgrundlage für andere Tiere. Sind es Nützlinge, die verschwinden, kann es zu einer schnellen Wiederbesiedlung von Schädlingen kommen, was eine erneute Pestizidbehandlung nach sich zieht. Ein tödlicher Kreislauf, der die Menge der Pestizide immer weiter in die Höhe treibt. So sind die Pestizide für den Rückgang der Artenvielfalt auf Ackerflächen in hohem Grad mitverantwortlich.

Pestizide reduzieren Biodiversität

In einer 2010 veröffentlichten, europaweiten Studie wurde deutlich, dass von dreizehn untersuchten Faktoren, der Gebrauch von Insektiziden, Pestiziden und Fungiziden die schädlichste Auswirkung auf die Biodiversität hat. (Geiger F. u.a. 2010: “Persistent negative effects of pesticides on biodiversity and biological control potential on European farmland”)

Resistenzen durch Pestizide

Hinzu kommt, dass ein kontinuierlicher Pestizideinsatz zu Resistenzen führen kann, das heißt die Mittel verlieren innerhalb weniger Jahre ihre Wirkung. Um das zu verhindern, müssen Landwirte deshalb häufig unterschiedliche Pestizide einsetzen.

Verlust von fruchtbaren Böden durch Pestizide

Der weltweite Verlust von fruchtbaren Böden ist zum überwiegenden Teil auf kommerzielle, intensive Landwirtschaft zurückzuführen. Pestizide töten einen Teil der wichtigen Bodenlebewesen und Pilze ab. Dadurch kann wertvoller Humus nicht weiter aufgebaut werden und die Böden verlieren ihre natürliche Fähigkeit sich zu regenerieren. Diese Böden verlieren zudem immer weiter die Fähigkeit Wasser aufzunehmen und zu speichern, was die Ernten anfällig für Dürren macht und zu weiterer Erosion führt und die Böden dadurch weiter auslaugt. Diese Böden können sich nur noch schwer erholen und sind für den Ackerbau kaum mehr zu nutzen. Dies führt in manchen Regionen der Welt dazu, dass die betroffenen Bauern bisher unbewirtschaftet Flächen wie Regenwälder roden und damit weitere Flächen diesem Prozess ausgesetzt sind, versteppen und unfruchtbar werden. Wir reduzieren dadurch die notwendigen Ressourcen, CO2 aus der Atmosphäre zu binden und dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Klimaerwärmung zu verringern. Der Öko-Landbau ohne Einsatz von Pestiziden, könnte dadurch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem Böden sich langsam regenerieren und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Dürren und Erosion steigern.

Artenvielfalt durch Pestizide gefährdet

Weltweit geht die Artenvielfalt zurück, die natürliche Aussterberate ist um das 100-bis 1.000-fache angestiegen. Alleine zwischen 1970 und 2000 ist die Artenvielfalt um rund 40 Prozent zurückgegangen. In Ländern mit intensiver Plantagenwirtschaft, wie etwa in Costa Rica beim Bananenanbau, werden Pestizide über Flüsse bis ins Meer gespült, wo sie auch vorgelagerte Korallenriffe schädigen. In der südspanischen Region Almeria, aus der ein Teil unseres Gemüses stammt oder Baumwollanbaugebiete in Indien und Kasachstan – sind häufig regelrecht Agrarwüsten, die durch die intensive industrielle Landwirtschaft entstanden.

In Mitteleuropa ist die Ackerlandschaft vom Artensterben besonders betroffen: Zwei Drittel aller Arten sind in Europa bestandgefährdet. In Deutschland allein sind 70 % der natürlichen Lebensräume bestandgefährdet, zwei Drittel der Amphibien- und Reptilienarten als gefährdet eingestuft oder vom Aussterben bedroht. 30 Prozent der Farne und Blütenpflanzen sind ebenfalls bestandgefährdet.