
Johanna Bär
Geschäftsführerin
Expertin für Ökologischen Landbau und insbesondere Pestizide in der Luft
Wer misst Pestizide in der Luft?
Die studierte Theologin Johanna Bär aus München hat sich als Geschäftsführerin von dem Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. intensiv mit den Themen Ökologischer Landbau, Umweltethik und über zwei Jahre lang mit dem Thema Pestizide in der Luft beschäftigt. Eines der Ergebnisse ihrer Tätigkeit ist die Antwort auf die Frage, ob die Messung von Pestiziden in der Luft eine private oder gesellschaftliche Aufgabe ist.

Kurzantwort
Werden Pestizide in der Luft unterschätzt?

Pestizide verteilen sich in der Atemluft – ein Monitoring von staatlicher Seite fehlt bisher. Studien aus dem privaten Bereich zeigen eine hohe Anzahl an Pestiziden, die sich durch die Luft verteilen.
Langantwort
Pestizide in der Luft werden unterschätzt
Bislang gibt es in Deutschland keine staatlichen, deutschlandweiten Untersuchungen der Pestizidbelastung der Luft. Eine umfassende Studie wurde im September 2020 von zwei NGOs finanziert und vorgestellt. Im Fall der Studie „Pestizidbelastung der Luft“ haben das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und das Umweltinstitut München das unabhängige Forschungsbüro TIEM Integrierte Umweltüberwachung damit beauftragt, die Luft an 163 unterschiedlichen Standorten verteilt alle Regionen Deutschlands auf Pestizide untersucht. Es wurden 138 Pestizid-Wirkstoffe in der Luft gefunden. (www.ackergifte-nein-danke.de/tiem-pestizid-studie)
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat im Sommer 2020 ein „Monitoring über Rückstände in unbehandelten Flächen und auf unbehandelten Kulturen über die Verfrachtung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen“ angekündigt und auch eine erste Machbarkeitsstudie vorgelegt. Eine sich daraus ergebende Studie mit repräsentativen Standorten fehlt bisher jedoch.
Pestizid-Monitoring in Europa
In Europa wurden bereits Studien durchgeführt: Die Messungen im Rahmen des Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe (Schadstoffe, die sich nur sehr langsam in der Umwelt abbauen) zeigen, wie weit sich Pestizide nach ihrem Einsatz weltweit verbreiten. In Schweden gibt es bereits ein regelmäßiges Monitoring für Pestizide, dies ist jedoch eine internationale Ausnahme.
Quellen
Kreuger, J., M. Larsson and T. Nanos (2013). Atmospheric transport and deposition of pesticides in Sweden. Pesticide Behaviour in Soil, Water and Air, 2 – 4. September 2013. York, UK: recieved from J. Kreuger. / Kreuger, J. and B. Lindström (2019). Long-term monitoring of pesticides in air and atmospheric deposition in Sweden. IUPAC. Ghent, Belgium 20 May 2019. / Pozo, K. H., T, F. Wania, D. Muir, K. Jones and L. Barrie (2006). “Toward a Global Network for Persistent Organic Pollutants in Air: Results from the GAPS Study.” Environmental Science and Technology / (https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Fachmeldungen/04_pflanzenschutzmittel/2020/2020_08_28_Fa_Veroeffentlichung_Machbarkeitsanalyse_Luftmonitoring.html). / www.ackergifte-nein-danke.de/tiem-pestizid-studie
Nicht vergessen
- Es gibt bisher kein umfassendes staatliches Monitoring in Deutschland
- Private und internationale Studien finden über 100 Pestizid-Wirkstoffe in der Luft
- Das BVL hat Messungen angekündigt
DAS FAZIT
Meinung vom Experten
Johanna Bär


Wir benötigen dringend ein staatliches Pestizid-Monitoring, dessen Ergebnisse die Zulassung von Pestiziden - einschränkt, wenn diese sich über die Luft verteilen. Es darf nicht sein, dass diese wichtige Forschungsarbeit, die von Bedeutung für die gesamte Bevölkerung ist, von NGOs getragen werden muss. Es ist gut, dass das BVL nun ein eigenes Pestizid-Monitoring ankündigt. Wichtig dabei ist, dass das Monitoring ab sofort jährlich stattfindet und auch alle am Markt zugelassenen Pestizide sowie die nicht am Markt befindlichen Pestizide beinhaltet."
Empfehlung:
Johanna Bär wurde von Walter Haefeker empfohlen


