Ich werde oft gefragt, wie ich nicht nur auf so krasse Ideen fĂŒr meine Romane komme, sondern auch fĂŒr die Vermarktung meiner Romane. Meine Marketingideen kommen aus dem Alltag. Ich beobachte, lass mich inspirieren, höre zu und nehme wahr, wann meine innere WĂŒnschelrute anschlĂ€gt. Manche sagen, es sei Zufall. Andere meinen, es ist Intuition. Ich bin ĂŒberzeugt, dass Ideen etwas ganz natĂŒrlich sind, was wir trainieren können wie einen Muskel. DafĂŒr mĂŒssen wir ĂŒben, Ideen flieĂen zu lassen. DafĂŒr gibt es einen Trick. Wenn man sich bewusst auf die kreative Ideensuche begibt, bejaht man jeden Gedanken, egal wie verrĂŒckt, verboten, unanstĂ€ndig oder unrealistisch er sein mag. FĂŒr Ideen im Marketing zĂ€hlt in der ersten Phase genau das Gleiche. Wenn man seinen Roman abgeschlossen hat, stellt sich die Frage, wie man der Vermarktung des eigenen Buches etwas unter die Arme greifen kann. Meist mĂŒssen das Ideen sein, die kostengĂŒnstig sind, die einen groĂen Wiedererkennungswert haben und die eigene Geschichte und Figuren nicht diskreditieren. Doch ganz am Anfang steht der Satz: âJa, undâŠâ Mit dem âJaâ bestĂ€rkt man die vorherige Idee und mit dem âundâ fĂŒhrt man die bestehende Idee weiter. Diese Technik stammt aus dem Improvisationstheater und kann auch zu zweit oder in Gruppen angewendet werden. Entscheidend ist, dass Ideen in der ersten Phase immer bestĂ€tigt werden und dann dem nĂ€chsten Impuls nachgegangen wird, um auf der bestehenden Idee aufzubauen, sie abzuwandeln oder etwas neuen zu bauen. Erst ganz zum Schluss sortiert man die Ideen, ĂŒberprĂŒft sie und priorisiert sie.
KreativitÀt ist erlernbar. Sie ist wie ein Muskel, der trainiert werden will. Und die KreativitÀt des GeschichtenerzÀhlens sollte man als Autor auch in die Vermarktung seiner eigenen Geschichten stecken.
Wer eine gute Geschichte schreibt, der wird nicht deshalb zu einem guten GeschichtenerzĂ€hler, weil er sich ans Marketing gehalten hat. Allerdings kann man seinen Roman mit eigenen Geschichten natĂŒrlich sehr wohl kreativ weitererzĂ€hlen, damit er noch bekannter wird und der Leser noch mehr Facetten der Geschichte entdeckt.
Warum sollte ich mich beim Schreiben nur auf den Text zwischen den Buchdeckeln beschrĂ€nken? Gute Geschichten kann man auch weitererzĂ€hlen, sodass RealitĂ€t und Fiktion verschwimmen. Klar, da wird nun der Einwand kommen, dass ich es mit Psychothrillern besonders leicht habe. Denn da geht es ja genau um dieses mulmige GefĂŒhl, dass die Fiktion in die eigene Welt hineinreicht. Wie ich das bei âDer Seelenbrecheru201d gemacht habe, könnt ihr sehen, wenn Ihr den Roman lest. Ich will das hier nicht spoilern, da es sehr drastische Reaktionen gab und ich extrem viele Zuschriften zu der Idee bekommen habe. Falls es Euch etwas genauer interessiert, fĂŒhre ich das in einem Online-Kurs fĂŒr Autoren sehr genau auf. Aber so viel sei schon mal verraten: Je nach Genre kann man sich ĂŒberlegen, wie die Geschichte in die reale Welt des Lesers hineinreicht. Wenn die Geschichte von Dir die Möglichkeit bietet auf reale Dinge Bezug zu nehmen, dann sollte man sich ĂŒberlegen, ob das umgesetzt werden kann.
Modernes Marketing bedeutet heute oft Storytelling Marketing. Als GeschichtenerzĂ€hler bist Du prĂ€destiniert Dir Ideen zu ĂŒberlegen, wie die Geschichte so entwickelt werden kann, dass sie fĂŒr die Leser auch auĂerhalb des Romans an Leben gewinnt. Denn das sind regelmĂ€Ăig die AnsĂ€tze, die von den Verlagen fĂŒr die spĂ€tere Vermarktung aufgegriffen werden und die auch unabhĂ€ngig von groĂen Marketingbudgets funktionieren. Generell gilt: NUTZE DAS KONKRETE.
Nutze die RegionalitÀt:
Spielt Dein Buch in einer ganz konkreten Region? Gibt es dort einen markanten Baum, den jeder kennt? Gibt es in der Rinde des Baumes eine reale Einkerbung, die man verwenden kann? Oder gibt es ein GeschĂ€ft, ein CafĂ© oder einen Balkon, den man real besuchen kann? Wie könnte man den in der Geschichte inszenieren? Wie wĂ€re es mit einer Liebesgeschichte an diesem Balkon? Und sicherlich bist Du nun nicht der Einzige, der an Verona und den Balkon von âRomeo und Juliaâ denkt. Es gab also schon immer die Möglichkeit RealitĂ€t und Fiktion zu verschmelzen und einen Mythos ĂŒber das Buch hinaus weiterzuerzĂ€hlen.
Nutze das Internet:
Oder spielt in Deinem Roman eine Internetseite eine Rolle? Kann man diese Internetseite selber erstellen und dort Hinweise hinterlegen? Kann man in einem öffentlichen Forum einen Beitrag im Namen des Protagonisten posten? Antwortet womöglich sogar der Antagonist in einer kryptischen Form, die nur die Leser des Romans im Nachhinein verstehen? Hat Deine Figur einen Facebook-Account? Oder ist sie auf Instagram? Was passiert, wenn man die Rufnummer wÀhlt, die in Deinem Roman steht?
Nutze jedes Element Deines Buchs:
Kann man die Danksagung kreativ abwandeln? Gibt es ein Lesezeichen, das die Geschichte weitererzĂ€hlt? Gibt es einen Klappentext, der sowohl informiert als auch erzĂ€hlerisch ĂŒberzeugt?
Wenn GeschichtenerzĂ€hlen Deine Leidenschaft ist, dann nutze jede Möglichkeit Deine Geschichte weiterzuerzĂ€hlen und diese Ideen auch im Marketing einflieĂen zu lassen.
Es ist nun vielleicht nicht ganz so vorteilhaft, sich zu outen. Aber vor meiner ersten Lesung hatte ich keine Ahnung davon, was mich dort erwartet. Ich dachte, es muss ein ganz spezieller Event sein, bei dem ich jede Menge Entertainment bieten muss. Denn lesen können meine Leser ja. Die werden ja wohl nicht erwarten, dass ich ihnen als Autor das vorlese, was sie bereits gelesen haben. Ich war erstaunt, dass eine normale Lesung tatsÀchlich das ist, was sie namentlich verspricht.
Mir persönlich reicht das nicht. Ich will Geschichten erzĂ€hlen. Ăberall und zu jeder Gelegenheit. Ich bin GeschichtenerzĂ€hler. Und warum sollte dann eine Lesung das sein, was jeder alleine mit meinem Buch machen kann? Wenn Menschen zusammenkommen, um etwas ĂŒber mein Buch zu erfahren, mich zu erleben, Geld zu zahlen. Da kann man was draus machen. Man kann sie unterhalten. Ihnen etwas bieten, was sie alleine mit dem Buch nicht erleben. Und auch das ist kein Marketing. Es ist einfach die Lust am GeschichtenerzĂ€hlen, die man auch da ausleben kann.